Einstieg und Übersichtskarte

Der Salzstock

Das Werk in der Heide

Steinsalzwerk Mariaglück (19)
mit den Schachtanlagen Mariaglück und Habighorst

3101 Habighorst über Celle

Das Werk Mariaglück ist heute das kleinste der Steinsalzwerke der Kali und Salz AG. Aus zwei ursprünglich eigenständigen Gewerkschaften entstanden, förderte man Kalisalze, bis 1923 ein wertvolles, reines Steinsalzlager, das sogenannte Schneesalzlager, aufgeschlossen wurde, das der Werksanlage eine Existenzgrundlage bis heute gegeben hat. In der Folgezeit hat man das Werk stillgelegt; es dient heute als Reservewerk und wird vom Werk Niedersachsen-Riedel betreut.

1. Schachtanlage Mariaglück

Unternehmensentwicklung und Geschichte der Schachtanlage

Die Gewerkschaft Mariaglück Gotha wurde am 11. April 1906 in Gotha gegründet. Um den Bergwerksbetrieb in dem hannoverschen Landesteil von Preußen aufnehmen und dennoch die Unternehmensform der Gewerkschaft verwenden zu können, verlegte die Gewerkschaft den Verwaltungssitz nach Celle und gründete die Bergbaugesellschaft Mariaglück mbH, die mit einem Minimalkapital von 20 000 Mark ausgestattet war, am 11. März 1910 gegründet wurde und die Interessen der Gewerkschaft als Trägergesellschaft wahrnahm.

Bereits gegen Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte man verschiedentlich versucht, in der Umgegend von Beedenbostel abbauwürdige Kali- und Steinsalzlager aufzuschließen. Von einem Unternehmer wurden u. a. zwei Bohrungen niedergebracht, die aber in 240 m bzw. 140 m Teufe eingestellt werden mußten.

Der Ingenieur Gliemann gründete zusammen mit den beiden Hamburger Kaufleuten und Besitzern der Altonaer Wachsbleiche Jules Marbeise und Adolf Müller die beiden Gewerkschaften Erichsglück und Weyhausen; doch trotz der Unterstützung des Hannoveraner Geologieprofessors Monke und eines Wünschelrutengängers konnten zwar salzhöffige Aufschlüsse erzielt werden, zu Gewinnungsarbeiten kam es indessen nicht . So konnte die Gewerkschaft Mariaglück die Gerechtsame in einer Größe von 6.000 Morgen in der Gemarkung Höfer erwerben; die Felder markscheideten mit den Gerechtsamen der Gewerkschaft Fallersleben, einer Gewerkschaft, mit der die Gewerkschaft Mariaglück in der Folgezeit eng verbunden sein sollte.

Als Repräsentant der Gewerkschaft fungierte der Hannoveraner Kaufmann Friedrich C. Krüger, sein Stellvertreter war der Berliner Bankier Wilhelm Laupenmühlen; Mitglieder im Beirat waren der Hannoveraner Bankier Paul Narjes, der Siegener Landtagsabgeordnete Dr. Heinrich Macco und der Düsseldorfer Bankier Paul Theo Losen.

Eine Bohrung der Vorbesitzer hatte ein Hartsalzlager angetroffen, doch mußte die Bohrung dann abgebrochen werden. Die Gewerkschaft setzte in unmittelbarer Nähe eine weitere Bohrung an, die Steinsalz bei 120 m, Hartsalz in 196 m Teufe nachwies und bei 205 m Teufe kalifündig wurde. Die Tiefbohrung III lag etwa 1800 m nördlich der Bohrung II in der Gemarkung Höfer und erreichte in 122 m Taufe Gips, traf dann bei 127 m kompaktes Steinsalz und bei 205 m Taufe das Hartsalzlager an, dessen Mächtigkeit 24,10 m betrug. In den unteren Metern zeigte sich das Lager mit Sylvinit durchsetzt. Ein zweites Kalilager wurde dann bei 664 m bis 687,64 m Teufe angetroffen, das sich als Sylvinit, zum Teil auch als reines Sylvin herausstellte. Dar Chlorkaliumgehalt schwankte zwischen 10,5 und 86,04 %. Zwischen 794 m und 800,5 m Teufe lag ein drittes Lager, das größtenteils aus Sylvin bestand und einen KCI-Gehalt zwischen 8,45 und 73,16 % aufwies. DieTiefbohrung III wurde bei 902,48 m Teufe im Steinsalz eingestellt.

Die Grundstückskäufe für den Schachtbau wurden im Dezember 1909 vorgenommen. Die Anmeldung für den Beginn des Schachtbaus erfolgte Ende des Jahre 1909, der Schachtbau selbst wurde der Tiefbau- und Kälteindustrie AG, vorm. Gebhardt & König in Nordhausen, übergeben. Die Gefrierlöcher bohrte man aufgrund der verspäteten Anlieferung des Abteufturmes erst Anfang April 1911 ab; Anfang Juli hatten diese eine endgültige Teufe von 120 m erreicht. Da einige der 28 Gefrierlöcher nicht lotrecht abgebohrt werden konnten, wurden zur Sicherheit fünf weitere niedergebracht. Nach Fertigstellung der Frostmauer wurde im Oktober1911 mit den eigentlichen Abteufarbeiten begonnen; Anfang Dezember 1911 war man bis in 40 m Teufe vorgedrungen. In einer Teufe von 67,70 m wurde dann der erste Keilkranz im festen Ton verlegt und im Anschluß daran der Eisenausbau fertiggestellt. Das Abteufen in größeren Tiefen erfolgte unter Anwendung des Tiefkälteverfahrens, da sich bei 70 m Teufe Laugenzuflüsse eingestellt hatten und die Firma einen ähnlichen finanziellen Einbruch wie beim Abteufen des Schachtes Hansa 1 vermeiden wollte. Ende August 1912 wurde bei 120,80 m Teufe das Steinsalzlager angefahren. Der zweite Kalikranz konnte in 95 m und der dritte in 134 m Teufe verlegt werden. Doch am 26. September 1912 steIlten sich unter der Frostmauer Laugenzuflüsse ein, die aber gewältigt werden konnten. Ende Dezember1914 übergab die Schachtbaufirma den Schacht an die Gewerkschaft, die die Abteufarbeiten von Hand weiterbetrieb. Der Schacht wurde bis 200 m Teufe in Eisen ausgebaut, von da ab stehter in Mauerung bis zu seiner Endteufe von 730 m Tiefe. Die Wettersohle ist bei 630 m, die Hauptfördersohle bei 710 m Teufe angesetzt worden.

Durch die Person Friedrich C. Krügers war die Gewerkschaft Mariaglück eng mit dar Gewerkschaft Fallersleben zu Thal, der späteren Bergwerksgesellschaft Habighorst, verbunden; der Hannoveraner Kaufmann war Repräsentant beider Gewerkschaften. So hatte man von vornherein eine Betriebs- und lnteressengemeinschaft abgeschlossen, um unnötige Ausgaben zu vermeiden. Zum Beispiel bezog man gemeinsam elektrische Energie von der Aller-Zentrale in Oldau (seit dem 15. Januar 1911), zahlte einen Beitrag von 300.000 Mark an die Kleinbahn Celle-Wittingen, um den Anschluß an den Allerhafen benutzen zu dürfen, vereinbarte einen Durchschlag zum anderen Schacht und gründete die Chemische Fabrik Mariaglück und Fallersleben GmbH, in welcher die Verarbeitung der anfallenden Rohsalze vorgenommen werden sollte. Um beide Gewerkschaften enger aneinander zu binden, erwarb Mariaglück 256 Kuxen der Gewerkschaft Fallersleben.

Während des Krieges erwarb die Kaliwerke Aschersieben AG 516 Aktien der Bergwerksgesellschaft Mariaglück, die bis 1917 als Gewerkschaft bestanden hatte, dann aber aufgrund der veränderten preußischen Gesetzgebung in eine Bergwerksgesellschaft umgewandelt wurde. Da Aschersleben auch noch 251 Anteile der Bergwerksgesellschaft Habighorst aufkaufte, besaß die AG mit Mariaglück zusammen die Mehrheit der Geschäftsanteile auch an dieser Gesellschaft. Bereits 1913 hatte die AG Deutsche Kaliwerke einmal 259 Mariaglück-Kuxen erwerben können, ohne allerdings einen bestimmenden Einfluß auf die Gewerkschaft ausgeübt zu haben. Damit war die Bergwerksgesellschaft Mariaglück in den Aschersleben-Konzern inkorporiert worden.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erlebte das Werk zunächst dieselben Schwierigkeiten wie alle übrigen Kali- und Steinsalzwerke. Aufgrund der Befahrung durch die Verteilungsstelle erhielt das Werk dann 1922 eine endgültige Beteiligungsziffer von 4,7532 Tausendsteln, doch gestaltete sich die Geschäftsentwicklung auch weiterhin schwierig, so daß bis 1924 regelmäßig mit Verlusten abgeschlossen wurde. Man ging dann seit 1924 dazu über, Mariaglück als Steinsalzbergwerk der Aschersleben-Gruppe zu betrachten, Kalisalze wurden nur noch bedingt gefördert. Der Absatz an Steinsalz entwickelte sich dank der Reinheit der geförderten Salze und der ausreichend großen Sichtereianlage günstiger. 1927 wurden die Anlagen zur Herstellung von Paketsalz noch einmal vergrößert.

Ein Jahr später (1928) wurde das Bergwerk Mariaglück dann als Kalibergwerk stillgelegt, es lag aber für Rohsalzlieferungen der Aschersleben-Gruppe in Reserve und führte in der Hauptsache die Steinsalzlieferungen des Konzerns in der erteilten Quotenhöhe aus. Dazu erweiterte man die Förder- und Mühleneinrichtungen, errichtete Sichtereianlagen für Steinsalz, baute ein neues Kauengebäude mit den notwendigen Büro- und Verwaltungsräumen und vergrößerte die Werkstätten-, Produktions- und Lagerräume. Damit hatte das Steinsalzwerk seine größte Ausdehnung und Bebauung vor dem Zweiten Weltkrieg erreicht; lediglich 1935 wurde ein Umbau der Steinsalzmühle vorgenommen.

Das Steinsalzwerk Mariaglück hat nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen beachtlichen Ausbau und eine Modernisierung seiner Einrichtungen über und unter Tage erfahren. So wurde mit dem fortschreitenden Abbau der Salze nach der Teufe des Salzstockes im Jahre 1958 der Schacht Mariaglück um 180 m tiefergeteuft; zugleich wurde die Hauptfördersohle von 710 m auf 860 m, das Füllort von 710 m nach 890 m Teufe verlegt. Der früher übliche Firstenkammerbau wurde ab 1955 vom Abbauverfahren des Scheibenstrossenbaues verdrängt, der ab 1965 vom Trichterstrossenbau abgelöst wurde. ln der Streckenförderung setzte man Großraumwagen von 4,5 - 6 t Inhalt an die Stelle der alten, 800 l fassenden Grubenwagen. UnterTage wurden zum Ausgleich der jahreszeitlichen Absatzschwankungen Bunker angelegt, der größte mit einem Fassungsvermögen von rund 40.000 t. Die Schachtförderung, insbesondere das Abziehen und Aufschieben der Wagen, wurde mechanisiert, eine Versatzfalleitung, eine Dieselkraftstoffleitung sowie eine Falleitung für losen Sprengstoff von über nach unter Tage angelegt. Ab 1963 wurde mit Dieselkraftfahrzeugen gleislos gefördert, Schwertransporte durchgeführt und elektrisch-hydraulisch betriebene Strecken- und Strossenbohrwagen eingesetzt. Zur Sicherung der Tübbingsäulen beider Schächte wurden Dichtarbeiten im Dränageklebeverfahren durchgeführt. Im Schacht Habighorst schäumte man gegen Korrosion und kalte Einziehwetter im Winter sowie zur Verringerung des inneren Wetterwiderstandes die gußeisernen Tübbinginnenwände mit Isolier- und Rostschutzmasse aus.

Über Tage galt der technische Ausbau in der Steinsalzaufbereitungsanlage der Oualitätsverbesserung, der Erweiterung des Lieferprogramms in Anpassung an die Marktlage, der Staubbeseitigung und der Erweiterung der Lagermöglichkeit von Fertigprodukten sowie dem Ausbau der Verladeanlage. Der Werksbahnhof erfuhr eine Erweiterung, die Belegschaft erhielt 1953 eine neue Kaue.

Baulicher (bzw. maschineller) Bestand

Die Schachtanlage Mariaglück liegt am Nordrand der kleinen Heidegemeinde Höfer an der Straße Beedenbostel-Habighorst. Auf einer trapezförmigen Parzelle liegen die recht weiträumig angeordneten Tagesanlagen in drei langen Reihen nebeneinander. Zechenstraßen und -plätze trennen die Bebauung voneinander, Im Osten legt sich der Rangier- und Verladebahnhof an die Tagesanlagen und schließt diese ab. In jüngster Zelt ist östlich der Bahnanlage noch ein Salzschuppen angelegt worden, daran den weiten Auftausalzlagerplatz anschließt.

Westlich des Eingangs mit dem Pförtnerhäuschen und dem Denkmal für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Bergleute liegen in einem Carree angeordnet die Fahrradschuppen und Garagenbauten; die Bebauung der westlichen Zeile wird fortgesetzt in einem längeren Garagentrakt, der sich an den Abschlußzaun des Werkes anlehnt und zwischen den Fahrradständern und der Betriebsverwaltung im Norden einen Zechenplatz freisetzt. An die Verwaltungs- und Büroräume schließt sich die alte Kaue, ein Tagesraum und die 1953 errichtete neue Kaue an. Nordwestlich davon liegt die Tischlerei, die diese Zeile abschließt.

Die mittlere Bauzeile setzt im Süden mit dem Gästehaus und der Gaststätte ein; dieses Gebäudeteil liegt noch außerhalb der Werksumfriedung. Nach Norden hin folgen die Bauten des Magazins, der Schlosserei, der Schmiede und eines Lagers. Alle diese Räume sind in einem Gebäude zusammengefaßt. Nördlich der Werksstraße folgt das Fördermaschinenhaus mit dem Trakt des Traforaums und des Haspels zum Auflegen der Förderseile. Das letzte Gebäude der Bebauung ist die Schachthalle mit dem Fördergerüst über dem Schacht Mariaglück.

Die östlichen Bauten setzen im Süden mit dem Lokschuppen und dem Dieselkraftwerk ein; auf einem sich im Norden davor öffnenden Platz steht das Laboratorium. Weiter nördlich liegen am Rangierbahnhof die Lagerräume für die Fertigprodukte (zum Beispiel der Auftausalzhaushaltspackungen), die Elektrowerkstatt und die Steinsalzmühle, welche mit der Schachthalle über eine Brücke verbunden ist. Nördlich der Steinsalzmühle befinden sich innerhalb eines großen, hohen Gebäudes die Sichterei, die Pakettierstation, die Sieberei und weitere Verarbeitungsräume. Ein Lagergebäude und eine Mehrzweckhalle schließen sich an.

Über den Rangier- und Verladebahnhof wurde eine Transport- und Verladebrücke geführt, um zu den Lagerflächen und dem eingangs erwähnten Salzschuppen östlich des Rangierbahnhofs problemlos Produkte transportieren zu können.

Die Tagesanlagen am Schacht Mariaglücks sind in einfachen, sauberen und klaren Architekturformen errichtet worden; man findet an den Baukörpern kaum ein hervorstechendes Schmuck- und Zierelement, die Fassaden sind glatt belassen, die Ziegelbauten hell verputzt und zum Teil mit einer Verbretterung verschalt worden. Die Gebäude fügen sich in ihren niedrigen Dimensionen recht gut dem vorgegebenen Landschaftsgefüge ein; die Pferdeköpfe an den Giebellinien mancher Tagesanlagen weisen auf Traditionen und Bauweisen hin, die im norddeutschen Raum seit alters her gewohnt und gepflegt werden. Nur ganz vereinzelt sind Gebäude wie die Schachthalle, die Mühlenanlage und das Fördergerüst so empor geführt worden, daß man sie als beherrschend bezeichnen kann. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier eine Industrieanlage entstanden ist, die sich an bäuerlichen, ländlichen Architekturen orientiert hat, daß man mit wenigen Ausnahmen den spröden Reiz und das Gepräge der Heidelandschaft auf die Werksanlagen übertragen hat. Mit Berechtigung hat man dieses Steinsalz- und Kaliwerk als das "Werk in der Heide" bezeichnet.

Die kleineren, niedrigen, eingeschossigen Gebäude wie das Pförtnerhaus, die Garagen, Fahrradunterstände, Tischlerei und das Laboratorium sind helle, freundliche, verputzte Ziegelbauten, die mit Sattel- und Walmdächern abgeschlossen sind. Soweit Fenster vorhanden sind, hat man das Rechteckfenster mit der Kreuzvergitterung gewählt; vereinzelt kommen Rundbogendurchgänge vor, ansonsten herrschen die viereckigen Türöffnungen vor.

Der Verwaltungs- und Kauentrakt besteht aus insgesamt vier Bauteilen, die in einer Reihe hintereinander angeordnet sind. Im Süden beginnend, betritt man den eingeschossigen, breitgelagerten Verwaltungsbau, der mit einem Satteldach abgeschlossen ist, und auf dessen Ostseite sich die Büroräume, auf dessen gegenüberliegender Seite sich die Wannenbäder der Steiger und die Räumlichkeiten der Markscheiderei befinden. Ein kleiner, flach geschlossener Eingangsbau auf Vierkantstützen im Süden gewährt Zugang zu den Innenräumen. Daran schließt sich nach Norden zu die alte Kaue an, die mit einem Satteldach abgedeckt ist, dessen Firstlinie ostwestlich gerichtet ist; diese Kaue ist zweigeschossig und über einen gedeckten Gang mit der Schachthalle verbunden. Unter dem Satteldach liegt die Lampenausgabe.

Weiter im Norden liegt wieder ein niedrigerer Bauteil, denn seiner Architektur mit dem breiten, flach geneigten Satteldach, den Rechteckfenstem und der hellen Verputzung an den südlichen Bürotrakt erinnert.

Die neue Kaue wiederum ist zweigeschossig in der Fensteranordnung und hat den Dachfirst in Ost-West-Richtung verlegt, so daß schon allein in der Gestaltung der Dachlandschatt ein lebhaftes, abwechslungsreiches Erscheinungsbild hervorgerufen wird. Der autochthon gewachsene Architekturcharakter wird u. a. durch die tief herabgezogenen Satteldächer betont, der den mächtigen, wuchtigen Heidebauernhöfen ebenso eigen ist.

Östlich des Verwaltungs- und Kauentrakts liegt die Schachthalle, ein hoher, dreigeschossiger Stahlskelettfachwerkbau mit roter Backsteinfüllung, den ein Satteldach abdeckt, dessen Firstlinie von Osten nach Westen verläuft. Dieses Gebäude mit seinen rechteckigen Fenstereinschlüssen ist neben der Mühle der einzige Baukörper, der ein "industrielles" Gepräge besitzt. Über einen Verbindungsbau, auf dem sich der Wagenumlauf befindet, ist die Schachthalle mit der Mühle im obersten, dritten Geschoß verbunden. Aus dem Dach schaut die Stütze des noch aus dem Jahre 1920 stammenden, fast originalen Bockfördergerüstes das 1944 von der Erbauerfirma Eilers verstärkt wurde, heraus und dessen beide Streben in Fachwerkbauweise errichtet wurden. Über den beiden in 30 m und 36,5 m Höhe liegende Seilscheiben hat sich noch die ursprüngliche Kranbahn erhalten; die Blechabdeckung des 1922 zur Seilfahrt zugelassenen Gerüstes ist inzwischen allerdings verschwunden.

Südlich des Schachtes wurde das Fördermaschinenhaus angeordnet, auf dessen südlicher Stirnwand das Transformatorenhaus angesetzt worden ist. Beide Bauten sind im Grundriß rechteckig, mit Satteldächern gedeckt und mit einem First in Nord-Süd-Richtung versehen. Der Maschinenraum weist auf der Westseite einen Anbau auf, der mit einem eigenen Satteldach abgeschlossen ist, das niedriger als der First des Hauptdaches, aber höher als der des Transformatorenanbaus angelegt worden Ist. Durch diese Maßnahme hat man wieder ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild erreicht, das durch die Pferdeköpfe an den Giebelmitten noch betont wird. Während das Transformatorenhaus zweigeschossig aufgebaut ist und die großen Umformeröffnungen auf der Südseite besitzt, legte man den eigentlichen Maschinenraum für die Fördermaschine über einen relativ hohen Kellerraum. der am Außenbau durch einen Sockel angedeutet wurde. Rechteckige Fensterbahnen belichten den Innenraum.

Im Inneren hat sich noch weitgehend die ursprüngliche, aus dem Jahre 1911 stammende maschinelle Ausrüstung in Form der Fördermaschine und zweier Umformer erhalten. Der Umformer ist 1972 durch einen Gleichrichter ersetzt worden. Daneben besitzt das Maschinenhaus mit dem gefliesten Boden, dem Ölanstrich an den Wänden. der heilen Wandverputzung und der hölzernen Umformerumfriedung noch die, auf übrigen Werken längst verlorenen Ausstattungsgegenstände der Frühzeit. Sechs an den Längswänden aufgestellte Pilaster tragen die stählernen Schienengleise für die Laufkatze, die den gesamten, weiten Fördermaschinenraum überfahren kann. Eine Holzdecke über einer von unten sichtbaren stählernen Dachkonstruktion schließt den Raum ab.

Die Fördermaschine besitzt zwei, rechts und links der Koepe-Treibscheibe angeordnete Gleichstrommotoren; die Förderung ist zweitrümmig, eine Gestellförderung mit zwei Etagen vermag vier Wagen mit jeweils 1,2 t Gewicht, maximal aber 5,3 t emporzuheben. Die Fördergeschwindigkeit ist maximal 15 m/sec; bei der Seilfahrt im heute 912 m tiefen Schacht ist aber lediglich eine Geschwindigkeit von 9 m/sec zulässig.

[ folgen techn. Beschreibungen von Fördermaschine, Umformer 1, Umformer 2 und Kran ]

Südlich vom Fördermaschinenhaus stehen die Werkstätten mit zwei Lagerräumen, der Schmiede und der Schlosserei. Dieser Bautenkomplex ist ähnlich dem Verwaltungs- und Bürogebäude aus vier eigenständigen Bauteilen zusammengesetzt worden, wobei zwei Räumlichkeiten, in diesem Falle die Schmiede und das südliche Magazin mit hohen Satteldächern mit dem First in Ost-West-Richtung ausgestattet wurden, während die beiden anderen Bauteile mit flachen Satteldächern zwischen und an die höheren Bauteile angegliedert wurden. Wieder finden sich die hübschen Pferdekopfmotive an den Giebelmitten der höheren Satteldächer. Als Fensterformen wählte man wieder die langen, schmalen Rechteckbahnen.

Größtes und höchstes Gebäude der Tagesanlagen ist der Steinsalzmühlenkomplex, ein mehrteiliger, von Norden nach Süden ausgerichteter Baukörper, dessen fünf Geschosse mit einem flachen Satteldach abgeschlossen sind. Der eigentliche Mühlenbereich liegt im Süden des Gebäudes. Diese Funktionstrennung im inneren Organismus des Mühlenkomplexes ist am Außenbau dadurch angedeutet worden, daß man das südliche Ende auf der östlichen Fassade symmetrisch aufgebaut und mit einem mittleren Dreiecksgiebel versehen hat. Vom Erdboden aufsteigende Lisenen grenzen drei Bauteile aus, die Giebelzone ist durch ein Gittermuster zwischen den Fensterzonen zusätzlich betont und optisch belebt worden. Schmale, schlanke Rechteckfenster in mehreren Zonen übereinander lassen eine ausreichende Belichtung der inneren Mühlenräume zu.

Die sich nördlich anschließenden Teile der Sieberei, Sichterei, der Pakettierstation und der anschließenden Lagerräume sind durch den Fassadenkörper emporlaufende Lisenen in vier längsrechteckige Flächen eingeteilt. Rechteckfenster in vier Zonen übereinander belichten das Innere und weite Türöffnungen zum Verladebahnhof lassen bequeme Transportmöglichkeiten zu. Eine Transportbrücke zum östlich des Verlade- und Rangierbahnhofs gelegenen Salzschuppens und Lagerraums ist vorhanden. Zu bemerken bleibt, daß der Steinsalzmühlenkomplex infolge der hohen Belastungen im Inneren zum Teil in hell verputztem Stahlbeton, zum Teil aber auch in seinen weniger großen Gewichten ausgesetzten Teilen aus rotem, unverputztem Backstein errichtet worden ist. Ein Aufzug befindet sich an der Südwestecke; der südlich der Mühle anschließende Lagerraum mit der Elektrowerkstatt mit seiner eingeschossigen Architektur folgt den bekannten Bauformen.

Letztes bemerkenswertes Gebäude der Tagesanlagen ist das ehemalige Dieselkraftwerksgebäude, das nach dem Anschluß der Schachtanlage an das Verbundnetz zunehmend an Bedeutung verlor und heute als Lagerraum benutzt wird. Im regelmäßigen Einsatz ist das Dieselkraftwerk nie gewesen, hatte sich aber als Energiepreisdrücker sehr bald rentiert. Der über rechteckigem Grundriß erbaute, mit einem Satteldach gedeckte und von hohen Rechteckfenstern belichtete Kraftwerksbau ist in architektonischer Hinsicht nicht einmal so sehr interessant, im Inneren befinden sich aber noch zwei Dieselmotoren, die ursprünglich als Antriebsmotoren auf U-Booten der Marine Dienst getan hatten, denen aber zur Energieversorgung des Steinsalzwerks mit zwei Generatoren verbunden wurden. Diese beiden Dieselmotoren sind von besonderer, eindringlicher Ausdruckskraft auffallend, da vergleichbare Maschinenanlagen heute bereits sehr selten geworden sind, besonders zu beachten. Es sind beides sechszylindrige Dieselmotoren der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) aus dem Jahre 1931.

[ folgen techn. Beschreibungen von Dieselmotor 1 und Dieselmotor 2 ]

Die Tagesanlagen des Schachtes Mariaglück besitzen keine herausragenden, auffallenden Architekturen, die eine besondere Würdigung angebracht erscheinen lassen. Vielmehr sind die ausgeführten Gebäude der herben, spröden Landschaft angemessene und ähnlich empfundene saubere, klar gegliederte Architekturen, die der Funktion genügen. Man muß sich mit diesen Werksanlagen erst "anfreunden"; der im ersten Eindruck etwas abweisende Wesenszug weicht mit der Zeit, und man wird sich in diesen Bauten durchaus "wohlfühlen". Zu den Eigenwilligkeiten dieser Schachtanlage gehört auch, daß sich bei fast keinem anderen Werk die einladende Gaststätte mit der Kegelbahn so nahe bei den Produktionsanlagen unmittelbar vor der Toreinfahrt befindet, eine Eigenart, die durchaus als positiv aufzufassen ist. Davon wissen Gäste des Werkes, aber auch ehemalige Belegschaftsmitglieder, manches zu berichten. Da nämlich das Gästehaus ursprünglich als Personenbahnhof erbaut worden war, führte die Werksbahn unmittelbar an ihm vorbei, wodurch die Gäste einerseits nicht selten empfindlich gestört wurden. Andererseits konnte - nach Erzählungen alter Salzbergleute - die Heimfahrt nach der Schicht - obwohl natürlich verboten - erheblich verkürzt werden.

Von den Werkswohnungen haben sich eine stattliche Anzahl erhalten. Die Wohnungsnot bei Gründung der Schachtanlage war der Grund für eine großzügige Siedlungspolitik der Werksleitung, in deren Verlauf eine ganze Reihe hübscher, ansehnlicher Wohnbauten entstanden. Die Betriebsführervilla liegt direkt gegenüber der Werkseinfahrt; die Steiger wohnten in Zweifamilienhäusern (Hauptstraße 82-100). Diese drei Doppelhäuser sind eingeschossig mit ausgebautem Satteldach und straßenseitigem Giebel. Das mittlere Gebäude ist länger als die beiden seitlichen und mit zwei Giebeln ausgestattet und wurde von vier Familien bewohnt.

An der Hauptstraße 54-72 liegen Vierfamilienhäuser ähnlicher Bauart, die heute - wie alle Werkswohnungen - weitgehend modernisiert und umgebaut sind. Hier findet man noch die für eine Entstehungszeit in den 20er Jahren typischen Schweifgauben zwischen den Giebelerkern auf den Satteldächern wieder.

Langgestreckte, eingeschossige Werkswohnungen ziehen sich an der Hauptstraße entlang (Nr. 29-79); überall ist derselbe Haustyp vorhanden: einmal sind drei Häuser für jeweils zwei Familien vorhanden, ein andermal ein Achtfamilienhaus, dann zwei Häuser für jeweils vier und schließlich zwei Häuser für je zwei Familien. Immer findet man vor den Fronten kleine Gärtchen und hinter den Häusern, deren Dächer inzwischen ausgebaut worden sind, die Schuppenbauten für Kleintierhaltung und die Abortanlage.

Quelle:
SLOTTA, R.: Technische Denkmäler der Bundesrepublik Deutschland. Teil 3. Die Kali- und Steinsalzindustrie. Bochum 1980. S.328-339.